Nostalgischer Weihnachtsmarkt Hattingen
Wenn in Hattingen Frau Holle ihre Kissen schüttelt …
Riesiger Adventskalender bringt auf dem Weihnachtsmarkt in der historischen Altstadt Kinderaugen zum Glänzen – Stadt bietet mittelalterliches Flair und Winteridylle zwischen Ruhrgebiet und Bergischem Land
Es duftet nach Zimt, Glühwein und gebrannten Mandeln. Tausende Lämpchen tauchen die Hattinger Altstadt in ein gemütliches Licht. Auf dem Platz vor dem alten Rathaus hat sich eine Gruppe Kinder versammelt – alle schauen gebannt nach oben. Da, plötzlich öffnet sich ein Fenster: Frau Holle streckt ihren Kopf heraus. Die Märchengestalt spielt die Hauptrolle in dem riesigen Adventskalender an der Fassade des alten Rathauses – und ist auch in diesem Winter wieder das Highlight auf dem Weihnachtsmarkt im historischen Hattinger Stadtzentrum.
Wunschzettel lesen, Geschenke einpacken, Kinder bescheren – während der Advents- und Weihnachtszeit haben das Christkind, der Weihnachtsmann und Knecht Ruprecht alle Hände voll zu tun. Umso mehr freuen sich die drei, dass Frau Holle sie in Hattingen tatkräftig unterstützt. Mit einer Pferdekutsche macht sich die alte Dame am 1. Dezember auf den Weg ins historische Hattinger Rathaus. Begleitet wird sie bei ihrer traditionellen Weihnachtsparade durch die Altstadt von über 50 Kindern aus Jasmin’s Tanzschule – verkleidet als Nikoläuse, Schneemänner, Engelchen und Geschenkpakete.
Bis Heiligabend weilt Frau Holle dann in ihrem Domizil und enthüllt täglich um 17:00 Uhr eine der bunt bemalten Tafeln, die an den Fenstern des im Jahre 1576 erbauten Gebäudes hängen. Von der Krippe bis zum Weihnachtsbaum – jede dieser Tafeln wird von Hattinger Kindergarten- und Grundschulkindern gestaltet und zeigt ein anderes weihnachtliches Motiv. Anschließend erzählt Frau Holle eine Geschichte, trägt ein Gedicht vor oder singt gemeinsam mit den versammelten Kindern ein Lied. Zu guter Letzt schlägt sie dann, wie aus dem Märchen bekannt, ihre Kissen und Bettdecken aus und lässt es schneien – Bonbons, Schokotaler und andere süße Köstlichkeiten.
Mit ihren altertümlichen Gewändern passt Frau Holle dabei perfekt in das Ambiente des mittelalterlichen Hattinger Stadtkerns. Neben dem alten Rathaus lassen zahlreiche historische Gebäude die über 600-jährige Geschichte der Stadt lebendig werden: von der teilweise erhaltenen Stadtmauer über die im 17. Jahrhundert errichtete Wasserburg „Haus Kemnade“ bis hin zum Bügeleisenhaus aus dem Jahr 1611, das seinen Namen seiner eigenwilligen Form verdankt und heute das Heimatmuseum der Stadt beherbergt.
Bereits aus der Zeit vor der Stadtwerdung im Jahr 1396 stammt das Wahrzeichen Hattingens – die St. Georgs-Kirche. Das Kuriose an dieser im 13. Jahrhundert im romanischen Stil erbauten Kirche: Der Kirchturm wurde absichtlich schief errichtet. Warum? Um diese Frage ranken sich verschiedene Mythen. Eine Erklärung besagt, dass das Kirchenschiff so auch bei einem Zusammensturz des Turms verschont geblieben wäre. Eine Theorie sagt aus, dass die Baumeister den Turm absichtlich nach Südwesten und somit gegen den Wind „gelehnt“ haben. Rund um diesen schiefen Turm bildet ein Ensemble aus rund 150 gut erhaltenen und restaurierten Fachwerkhäusern eine der schönsten Altstädte Deutschlands. In ihrer ursprünglichen Geschlossenheit ist sie einmalig in Westfalen-Lippe. In dieser gemütlichen Atmosphäre von historischen Plätzen und verwinkelten Altstadtgassen laden rund 90 verschiedene Stände und Büdchen mit Kunsthandwerk und Leckereien zum Bummel über den Weihnachtsmarkt ein.
Darüber hinaus bietet Hattingen auch außerhalb der Grenzen der Altstadt zahlreiche Baudenkmäler älteren und jüngeren Datums – und damit eine gelungene Mischung aus Mittelalter und Moderne. So bilden die Ruine Isenburg aus dem 12. und die Burg Blankenstein aus dem 13. Jahrhundert zwei weitere steinerne Zeugen aus längst vergangener Zeit. Demgegenüber zeigt sich die „Henrichshütte“ als eindrucksvolles Beispiel der Industrialisierung im 19. und 20. Jahrhundert. Das 1987 stillgelegte Eisenhüttenwerk beherbergt heute das Westfälische Industriemuseum. Drei Rundwege erschließen auf dem rund 50.000 m² großen Gelände den Weg des Eisens – durch Erz- und Kohlebunker hindurch, vorbei an Maschinenhaus und Winderhitzern und in die Gießhalle. Ein Weg führt auch auf den 35 Meter hohen Hochofen 3 – den ältesten Hochofen im Revier.
Per Treppe oder Aufzug oben angekommen, lässt der Besucher den Blick schweifen: Im Norden führt der Weg von Hattingen nach Bochum und Essen – mitten ins Herz des Ruhrgebietes. Im Süden erstrecken sich die Wälder und Wiesen des Bergischen Landes. Hier, an der Nahtstelle zwischen Stadt und Wald, lädt unweit des Hattinger Zentrums das Naherholungsgebiet „Elfringhauser Schweiz“ mit dem einzigen Skilift des Ruhrgebiets zu ausgedehnten Advents- und Weihnachtsspaziergängen ein. Fehlt für die perfekte Winteridylle eigentlich nur noch eine geschlossene Schneedecke – doch abwarten: Vielleicht hat Frau Holle ja eine ordentliche Portion der weißen Pracht im Gepäck.
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