ArsKrippana: Das Heim aller Krippen
Unter dem Firmament funkeln Mini-Sterne, aus der Ferne klingt es engelsgleich. Ein älteres Ehepaar wandelt so ehrfurchtsvoll Seite an Seite, als würde es noch einmal zum Altar schreiten. Nur Hartgesottene unterhalten sich laut wie auf dem Weihnachtsmarkt. Dann tönen deutsche, französische und niederländische Sprachfetzen durch den Raum. Man spricht von Krippen, Crèches – oder Kerststallen. Wer über die Schwelle der ArsKrippana schreitet, taucht ein ins Weihnachts- und Krippenwunderland. Es liegt unmittelbar an der deutsch-belgischen Grenze in Losheim/Eifel 70 km südlich von der Domstadt Aachen, ca. 65 km nördlich von Trier und 80 km westlich von Köln, eingebettet in eine herrliche Eifel-Ardennen Landschaft von sanften Hügeln und dunklen Wäldern umgeben. Nach dem Vorbild des Aachener Doms wurde das Gebäude 1988 achteckig als Oktogon erbaut. Wer ein Eintrittsticket für einen kleinen Obolus erwirbt, der begibt sich in eine ehrfurchtsvolle Atmosphäre, begleitet von himmlischen Klängen, wie von musizierenden Engeln intoniert. Ehrwürdig versuchen Besucher, einen Ausstellungskatalog in der Hand, die Symbolik einer Krippe zu deuten. Schlichte, mit Ziegeln gedeckte Häuschen, die Fassaden in verwaschenen Ockertönen, umgeben einen kleinen Dorfplatz. Knoblauch, Zwiebeln, Peperoni und manch anderes Gemüse hängt zum Trocknen an den Wänden der Häuser, der Schauplatz wirkt mediterran. Musikanten, hübsche Mägde und Bauernburschen, sie alle sind nur einem zugewandt: der Geburtsstätte Jesu in einem offenen Stall. Diese sizilianische Krippe wurde 1987 für die Privatgemächer von Papst Johannes Paul II gefertigt, und auch sie hat den Weg zur deutsch-belgischen Grenze gefunden zur ArsKrippana der imposantesten Krippenausstellung Europas, ja vielleicht der Welt. Ein Besucher bemerkte: „Wer die Krippen der Welt sucht, der findet diese in der Eifel, in der Krippana.“
Ein Stück weiter den Gang, und man stößt auf das antike Rom. Markstände mit bunten Stoffen und Töpferwaren reihen sich zu Füßen des mächtigen Kolosseums. Turmhohe Säulen, Ruinen des antiken Apollotempels Sociano, symbolisieren die Vernichtung des Heidentums mit dem Erscheinen des Erlösers. Schwerbeladene Dromedare und drei bärtige, in orientalische Gewänder gehüllte Gestalten, jedermann bekannt, lenken den Blick in ein baufälliges Gewölbe, in dem das Jesuskind das Licht der Welt erblickt hat. Mit viel Liebe zum Detail haben Eisenbahner des römischen Bahnhofs Roma Termini auf fast vierzig Quadratmeter diese imposante Landschaft der Marcellus-Krippe erbaut und 1991 in ihrem Bahnhof ausgestellt, wo sie die „Späher“ der ArsKrippana entdeckten, und die Verantwortlichen zu einem Transport in unser Dorf, weit nördlich der Alpen überreden konnten. Krippen aus Italien und Spanien sind Steckenpferde der Ausstellung, bemerkenswerte Exponate aus beiden Ländern sind in Losheim vertreten. Die riesigen spanischenWeihnachtsdarstellungen bestechen durch ihre Liebe zum Detail, ihre phantastischen Tonfiguren und ihren großartigen Landschaftsaufbau. Dies sind jedoch nur Details der Vielfalt dieser imposanten Ausstellung: Brasilianische Bauern haben den Stall in einer Kalebasse eingerichtet. Bruder Leo Kohorst aus Hamburg hat seine kleinen, freundlichen Krippenfiguren aus Kieselsteinen der Ostsee zusammengefügt. Lehrlinge aus Taiwan fertigten ihre Krippe vollständig aus Bambus, und ein brasilianischer Künstler schuf seine Darstellung des Jesuskindes aus getrocknetem Kuhmist. Es gibt Jadearbeiten aus China, die Papierkrippe aus Japan oder eine Perlmuttkrippe aus Israel. Skulpturen aus Bronze und Porzellan wechseln mit Plastiken aus Holz, Wachs, Glas oder Ton. Metall und Terrakotta, Blei und Zimtbaum-Sägemehl.
Was immer sich auch zum Modellieren eignet, findige Krippenbauer haben es verwendet. Die Idee zu einer ganzjährigen Krippenausstellung kam Mitgliedern der Aachener Krippenfreunde vor rund dreißig Jahren. Weihnachtskrippen, oft kunstvolle Sammlerstücke und kostbare Kirchenkunstwerke, werden gewöhnlich nur zur Weihnachtszeit gezeigt. Danach verschwinden sie für den Rest des Jahres in Abstellkammern oder Privaträumen des Sammlers. Warum also nicht diese Kunstwerke auch für die übrige Zeit Besuchern zugänglich machen? Man trug Leihgaben von Privatleuten sowie Exponate aus Kirchen, Abteien und Klöstern zusammen und stellte sie in einer ausgedienten Molkereihalle im Eifeldorf Höfen bei Monschau aus, jeweils für zehn Monate des Jahres. Danach wurden die Krippen ihren Besitzern zurückgegeben – rechtzeitig zum Fest. Mit den Jahren kamen immer mehr Besucher in die alte Halle, Baumaßnahmen wurden erforderlich, doch diese Änderungen waren einfach zu teuer. Nach dem neunten Jahr wurde die Krippenausstellung in Höfen geschlossen. Es hätte dabei bleiben können, und die originelle Initiative, die tausenden von Besuchern fast ein Jahrzehnt lang Freude bereitet hatte, wäre ein für allemal verschwunden. Doch es gab einen frommen Wunsch von Frau Anna Balter aus Losheim. Ihr und dem Unternehmergeist dieser Familie ist es zu verdanken, dass die ArsKrippana gerettet und für die Eifel erhalten werden konnte. Familie Balter ließ in Losheim eine eigens entworfene geräumige Ausstellungshalle errichten, in der auf zweitausendfünfhundert Quadratmetern bis zu dreihundert Krippen ausgestellt werden – und das nicht nur für zehn Monate, sondern das ganze Jahr. Mehr als fünftausend Krippen wurden in den achtzehn Jahren des Bestehens der Krippana in Losheim gezeigt. Jedes Jahr gibt es Lehrgänge für den Bau von Krippen.
Entgegen aller Erwartungen hat die Ausstellung ihre Tätigkeiten ausdehnen können, um das Krippenphänomen bekannter zu machen und weiter zu verbreiten. Aufgrund ihrer beliebten Stellung in der Krippenwelt versteht sich die Krippana auch als Schaufenster aktueller Trends. Man sieht zum Beispiel auch sozialkritische Krippen. Diese sind weit davon entfernt nur eine besänftigende Darstellung zu sein, viel mehr fordern sie den Betrachter zum tiefgründigen Nachdenken über den Sinn der Geburt Christi und dessen Bedeutung in unserer heutigen Gesellschaft. Zur Zeit wird eine Sonderausstellung gezeigt von Steinskulpturen der Künstler des Shona-Volkes aus Zimbabwe. Überaus ansprechende Kunstwerke, von Hand in Stein gemeißelt, zeigen die Ausdrucksstärke eines Materials welches europäischen Krippenbauern fremd ist. So heißt diese Sonderausstellung auch: „Die Seele im Stein“ – da nach der animistischen Vorstellung der Shona-Künstler der Stein beseelt ist, und sich seinen Bildhauer selbst aussucht, der dann ohne Vorskizze versucht dem Stein diese Seele zu entlocken. Meist meterhohe Skulpturen sprechen jeden Besucher sofort an, und zeugen von einer Innigkeit die vom engen Dialog des Künstlers mit seinem Fels schließen lässt. Gerade diese Toleranz macht den Reiz der ArsKrippana aus. Kunst oder Handwerk, verspielte oder mystisch überhöhte Darstellungen, theologischer Tiefgang oder naives Gottvertrauen–Krippen sind Herzensangelegenheiten. In der ArsKrippana erzählen sie Geschichten über die Menschen, die sie mit Liebe gebaut und aufgestellt haben. Und genau an dieser Stelle ist sie wirklich heil, die Wunderwelt, in dem man mit allem Sinnen eintauchen kann. Und das nicht nur zur Weihnachtszeit. Die Ausstellung befindet sich direkt an der deutsch/belgischen Grenze.
Die ArsKrippana öffnet täglich von 10:00 bis 18:00 Uhr. Montags ist Ruhetag.
Nette Menschen treffen
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Öffnungszeiten:
23.11. - 31.12.2024 von 10:00 bis 18:00 Uhr
01.01. - 06.01.2025 von 10:00 bis 18:00 Uhr
Standort:
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Veranstalter:
Krippana GmbHHergersberg 4
4760 Büllingen
080 54 87 29 fon
080 44 85 59 fax
www.arskrippana.net